Die Hornisse: Ein missverstandenes Insekt

30. September 2022
Im Hitzesommer gibt es besonders viele Brummer – Die sind aber besser als ihr Ruf

"Aggressiv, schädigen Imker und Obstbauern": Das sind nur einige Vorurteile, die über Hornissen kursieren. Doch das Gegenteil ist der Fall. Das "größte staatenbildende Insekt unserer heimischen Tierwelt" greift niemals grundlos an und erfüllt sogar eine wichtige Rolle als Naturpolizei, informiert Dr. Frederik Weinert, stellvertretender Pressesprecher am Landratsamt Freyung-Grafenau. Und so ist die Hornisse geschützt durch Paragraf 44, Absatz 1 Bundesnaturschutzgesetz, was zu Problemen führt. Denn wer ein Hornissen-Nest im Garten hat, darf es nicht einfach entfernen. Und die tauchen in letzter Zeit besonders oft auf. Schließlich fühlt sich der friedliche Brummer in Hitzsommern mit Luftfeuchte, Trockenheit und vielen Sonnentagen pudelwohl.

Hornissen werden von Kuchen nicht angelockt
Aber woran erkennt man eine Hornisse eigentlich? Sie unterscheiden sich in ihrer Größe von Wespen. Die Vespa crabro kommt auf eine stattliche Körperlänge von drei bis vier Zentimetern, hat einen gelbbraunen Kopf, eine braune Brust mit rötlichen Schultern und einen schwarz-gelb geringelten Hinterleib. "Sie gehört zu den 16 Arten sozialer Faltenwespen, von denen aber nur zwei uns Menschen lästig werden, die ,Gewöhnliche Wespe‘ und die ,Deutsche Wespe‘", erklärt der stellv. Pressesprecher.
Besonders lästig werden Wespen, wenn süße Lebensmittel in der Nähe sind. Hornissen werden von denen aber nicht angelockt. Im Vergleich zu Honigbienen sind Hornissen scheuer. Sie weichen einem Konflikt am liebsten durch Flucht aus. "Störungen wie heftige Bewegungen, Blockieren der Flugbahn sowie Erschütterungen am Nest müssen natürlich grundsätzlich vermieden werden", rät Weinert. Wenn eine Hornisse in der Nähe ist, sollte man sich also am besten in Ruhe entfernen. Hektisches Herumfuchteln und Schlagen nach einer Hornisse kann zu Angriffen führen. Auch Angstschweiß kann einen solchen auslösen.

Im schlimmsten Fall wird man dann gestochen. "Der Hornissenstich ist nicht gefährlicher als ein Bienen- oder Wespenstich, allerdings unter Umständen schmerzhafter", heißt es aus dem Landratsamt Freyung-Grafenau. Selbst das Gift von mehreren Stichen könne dem Menschen nicht gefährlich werden. Auch bei einer Insektengiftallergie gegen Wespengift müsse "nicht zwingend" eine erhöhte Gefährdung vorliegen.

Und so kann man in der Zeit von Juli bis Oktober entspannt sein, in der die Brummer in größerer Stückzahl vorkommen. Übrigens: Im Spätsommer entstehen auch Männchen und Jungköniginnen, die ausfliegen und sich paaren. "Im Herbst erreicht das Volk seine größte Ausdehnung", weiß Weinert. Nur die befruchteten jungen Königinnen überwintern, der Rest des Volkes stirbt spätestens beim ersten Nachtfrost.


Aber soweit ist es noch lange nicht. Im bislang heißen und trockenen Sommer gibt es heuer viele Hornissen. Die bauen ihr Nest gerne in Hohlräume von Häusern wie Rollladenkästen. Einfach entfernen darf man ein solches nicht. Man muss sich erst bei der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt FRG (Kontakt:  Telefonnummer 08551/57-0 oder per E-Mail naturschutz@landkreis-frg.de) melden. "Derzeit erreichen uns täglich Anfragen zu dem Thema", so Weinert. In der Regel führe ein Beratungsgespräch dazu, dass die Insekten an Ort und Stelle bleiben können. Generell gilt: Die Unteren Naturschutzbehörde entscheidet, ob das Nest weg darf, zum Beispiel falls es die Gesundheit von Menschen gefährdet und es keine "zumutbaren Alternativen" gibt.

0,5 Kilogramm Mücken und Fliegen vertilgen sie
Aber warum sind die Regeln für das Entfernen von Hornissen-Nestern so streng? Weil die Insekten nicht nur Blüten bestäuben, sondern auch Tag für Tag bis zu 0,5 Kilogramm an Mücken, Fliegen, Nachtfaltern, Forstschädlingen, Wespen und andere Insekten vertilgen. "Das entspricht der Nahrungsaufnahme von fünf Meisen-Familien", verdeutlicht Weinert. Auch Schädlige wie Bremsen und Stechmücken hat die Hornisse zum Fressen gerne. Ebenso stehen Motten, Fliegen und Spinnen auf dem Speiseplan. "Wer ein Hornissennest auf seinem Grundstück entdeckt, wird gleichzeitig in den Sommermonaten weniger von anderen Insekten heimgesucht." Auch Gartenpflanzen werden dann nur selten von Schädlingen befallen.
Schön und gut, aber zu viele Hornissen dürfen es nicht werden – könnte man meinen. Aber dass es mehr von ihnen gibt, habe keine negativen Konsequenzen, versichert der stellvertretende Pressesprecher des Landratsamtes. Mit einer Ausnahme: Um die häufiger auftretenden Nester zu entfernen, kommt es zu "vermehrtem Gifteinsatz", dem nützliche Insekten zum Opfer fallen.

 

Quelle: Die Hornisse: Ein missverstandenes Insekt - Freyung-Grafenau (pnp.de)